Eigentlich klingt die Sache mit dem Schlafen völlig unkompliziert: Wir werden müde, machen uns bettfertig, legen uns ins Bett und können hoffentlich schnell einschlafen. Dabei ist dieser scheinbar einfache Wach-Schlaf-Rhythmus ein hochkomplexer Prozess, der hauptsächlich hormonell und über das menschliche Gehirn gesteuert wird. Die Zirbeldrüse, ein kleines zapfenförmiges Organ im Zwischenhirn, nimmt wesentlichen Einfluss darauf, wann wir müde werden, wir wach werden und wie es um unsere Schlafqualität bestellt ist. Wie bei vielen anderen Körperprozessen auch, kann eine Störung der Funktion des Organs folgenreich sein. Im Falle der Zirbeldrüse sind Schlafstörungen oft die Folge.
Was ist die Zirbeldrüse?
Betrachtet man das Gehirn als Schaltzentrale des Körpers, lassen sich verschiedenen Gehirnarealen bestimmte Funktionen zuweisen. Der Aufbau des Gehirns wird in diese vier Bereiche aufgeteilt:
- Großhirn
- Zwischenhirn
- Kleinhirn
- Hirnstamm
Das Zwischenhirn wird abermals in vier Bereiche unterteilt:
- Thalamus
- Hypothalamus
- Subthalamus
- Epithalamus
Im Epithalamus befindet sich die Zirbeldrüse, die auch als
- Zirbel
- Epiphysis cerebi (kurz Epiphyse)
- Glandula pinealis
- Corpus pineale
- Pinealorgan
bezeichnet wird. Im menschlichen Hirn nimmt sie eine Größe von wenigen Millimetern ein und hat ein durchschnittliches Gewicht von ca. 100 Milligramm.
Die im Zwischenhirn sitzende Drüse ist für die Produktion des Hormons Melatonin verantwortlich. Genauer gesagt sind es die sekretorischen Nervenzellen (Pinealozyten) der Zirbeldrüse, welche für die Melatoninbildung im Epithalamus zuständig sind. Als sekretorisch werden sekretabsondernde Drüsen und Zellen bezeichnet. Im Falle der Corpus pineale ist es das Hormon Melatonin, das als Sekret abgesondert wird. Dieses ist auch für die Steuerung der Inneren Uhr mitverantwortlich.
So steuert die Zirbeldrüse unsere Innere Uhr
Der biologische Begriff ‘Chronobiologie’ umfasst physiologische Prozesse, die einem bestimmten Zeitrhythmus bzw. wiederkehrenden Verhaltensmustern folgen. Ein solches Phänomen ist der Biorhythmus, den wir wir auch als Innere Uhr bezeichnen. Unsere Innere Uhr regelt den Wach-Schlaf-Rhythmus sowie viele unserer alltäglichen Routinen und Gewohnheiten, die wir scheinbar automatisiert in einem bestimmten Zeitfenster erleben.
Die Innere Uhr hilft uns dabei, dass wir
- den Alltag mit einem gewissen Rhythmus bewerkstelligen,
- unsere Ressourcen optimal auf die Wachphasen aufteilen
- und im Schlaf optimal regenerieren können,
um jeden Tag eine ausgewogene Balance zwischen Leistung und Erholung zu erzielen. Dies ist wichtig, um leistungsfähig, gesund und belastbar zu bleiben.
Die Zirbeldrüse ist Teil der Funktionsweise ‘Innere Uhr’, die sich auch in Teilen des Hypothalamus abspielt und mit dem sogenannten Suprachiasmatischen Kern interagiert. Dieser wird fachsprachlich als Nucleus suprachiasmaticus (SCN) bezeichnet und sitzt im Hypothalamus.
Der SCN ist in der Lage, Informationen über die äußeren Umstände von Hell und Dunkel über die Augen aufzunehmen. Die Netzhaut empfängt den Lichteinfall, sendet Informationen an die Zirbeldrüse weiter. Durch diese Informationsweitergabe “weiß” das Pinealorgan, wann es an der Zeit ist, das Hormon Melatonin auszuschütten. Melatonin ist für die Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus zuständig und wird hauptsächlich im Schlaf produziert.
Wie beeinflusst Melatonin den Wach-Schlaf-Rhythmus?
Ganz einfach ausgedrückt: Tageslicht hemmt die Melatoninausschüttung. Wird es draußen dunkel oder werden die Augen künstlich abgedunkelt, sendet der Nucleus suprachiasmaticus eine Information an die Zirbeldrüse, dass es nun dunkel ist und die Epiphysis cerebi die Melatoninproduktion ankurbeln muss. Die Epiphyse schüttet nun verstärkt Melatonin aus. Die Melatoninkonzentration vervielfacht sich in der Nacht. Ältere Menschen produzieren nachts dreimal so viel Melatonin, junge Menschen sogar 12 mal soviel.
Der erhöhte Melatoninspiegel begünstigt die Tiefschlafphase und somit gleichzeitig auch die Ausschüttung von Somatropin – ein Wachstumshormon. Mangel und Überschuss dieses Wachstumshormons kann gravierende Folgen haben:
- Bei übermäßiger Somatropinausschüttung kann es zu Riesenwuchs und Beeinträchtigungen von Weichteilen kommen.
- Zu wenig Somatropin steigert das Risiko erhöhter Körperfettmasse sowie reduzierter Muskelmasse und Knochenmineraldichte. Das Körperwachstum wird gehemmt, es kann zu Minderwuchs kommen. Organtätigkeiten werden negativ beeinträchtigt. Der Organismus wird allgemein krankheitsanfälliger; die Lebenserwartung wird verkürzt.
- Außerdem ist das von der Zirbeldrüse ausgeschüttete Melatonin ein extrem starkes Antioxidant, das die Regeneration aller Körperzellen unterstützt und somit für die regenerativen Prozesse in der Nacht elementar ist. Das vom Pinealorgan ausgeschüttete Hormon hilft also mit seiner antioxidativen Wirkung dabei, Zellschäden zu reparieren.
- Störungen des Melatoninspiegels sind folgenreich und können zu vielen Beschwerden, gesundheitlichen Risiken sowie dem Verlust gesunder Schlafqualität führen, was langfristig zu Problemen wie Konzentrationsstörungen, eingeschränktem Gedächtnis, Burnout und Depression führen kann.
Besser Schlafen & gesünder leben: Zirbeldrüse und Melatoninbildung anregen
Die Innere Uhr, unter anderem gesteuert durch die ungestörte Melatoninbildung durch die Zirbeldrüse, leistet einen unermesslichen Dienst, damit wir gut und erholsam schlafen und uns nachts optimal erholen können, damit wir möglichst gesund bleiben.
Pineal Gand, die Zirbeldrüse, wandelt das vom Gehirn gebildete Serotonin während der Nacht in das wichtige Melatonin um. Beide sogenannten Neurotransmitter fungieren als Botenstoffe, die sich auf die Prozesse des Körpers auswirken. Es erscheint daher sinnvoll, die Melatoninbildung anzuregen, um einerseits besser schlafen zu können, andererseits sich einer gesünderen Lebensweise zuzuwenden.
Hier einige Tipps, wie Sie die Bildung von Melatonin begünstigen können
- Verzichten Sie auf Fluorid, das in Zahnpasta, Salz und Trinkwasser enthalten ist, da Fluorid ein bedeutsamer Hemmer der Melatoninbildung darstellt. Fluorid soll die Verkalkung der Zirbeldrüse begünstigen und ihre hormonbildende Funktion beeinträchtigen.
- Ernähren Sie sich mit hochwertiger, möglichst biologischer Nahrung, da diese nur wenig Fluorid enthält.
- Verzichten Sie auf stark fluorhaltiges Essen wie Fast Food und Convenience Food Produkte.
- Verwenden Sie möglichst Kochgeschirr aus Glas, das ebenfalls nur geringe Mengen an Fluorid enthält.
- Versuchen Sie, Ihrem Biorhythmus so oft wie nur möglich zu folgen. Gehen Sie schlafen, wenn Sie müde sind. Stehen Sie auf, wenn das Tageslicht Sie weckt.
- Halten Sie sich täglich mindestens 15 Minuten im natürlichen Sonnenlicht auf. Dies regt die Aktivität der Zirbeldrüse an.
- Dunkeln Sie das Schlafzimmer vollständig ab. Je dunkler der Schlafraum, desto besser können Sie schlafen und umso besser verläuft die Melatoninproduktion in der Zirbeldrüse.
- Beziehen Sie melatoninhaltige Lebensmittel in die tägliche Ernährung ein. Pistazien, Cranberries, Champignons, Echter Pfifferling, Gemeiner Steinpilz, Mais, Weizen, Reis, Hafer, Senfsamen, Paprika sowie getrocknete Tomaten enthalten viel Melatonin.
- Ebenfalls kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit hohem Melatoningehalt einem Mangel an Melatonin entgegenwirken, die Schlafqualität verbessern und somit Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität positiv beeinflussen.
Hallo zusammen,
ich selbst hatte 2017 ein gutartiges Pinealozytom aufgrund dessen meine Zirbeldrüse entfernt wurde.
Seitdem funktioniert mein Schlafen nicht mehr so wie früher. Ich wache nachts oft auf und fühle mich komplett fit und wach. Richtig „müde sein“, kenne ich nicht mehr seit der Operation. Ich weiß nicht, ob es auch anderen so geht, würde sehr gerne in Kontakt treten mit Menschen, die ähnliche Probleme haben. ZUM ARTIKEL: Ich habe viel recherchiert, aber dieser Artikel vereint Fachwissen und Verständnis. Sogar die Quelle ist angegeben. VIELEN DANK! Das ist sehr klasse!!! Ein sehr guter Artikel, der mir hilft meine Krankheit besser verstehen zu können.