Wie Sie Schlafstörungen natürlich behandeln können
Etwa 15 Prozent der Menschen hierzulande leiden an Schlafstörungen. Sie haben Schwierigkeiten einzuschlafen oder wachen nachts auf und finden dann keinen Schlaf mehr. Bei länger andauernden Schlafproblemen greift die Mehrzahl von ihnen zu chemisch-pharmazeutischen Medikamenten.
Warum Heilpflanzenpräparate die bessere Lösung sind
Vom Arzt verschriebene Schlafmittel bewirken schon bei normaler Dosierung unangenehme Nebenwirkungen wie beeinträchtigte Wahrnehmung, Tagesmüdigkeit und herabgesetzte Leistungsfähigkeit. Bei längerer Einnahme kommt es oft zur Medikamentenabhängigkeit. Im Unterschied dazu sind schlaffördernde pflanzliche Präparate gut verträglich, üblicherweise nebenwirkungsfrei und machen nicht abhängig. Weil sie die erholsame Nachtruhe jedoch nicht erzwingen, kann es bis zu zwei Wochen dauern, bis sich die Schlafstörungen bessern. Die Phytopharmaka können klinischen Studien zufolge bei Einschlaf- und Durchschlafstörungen und unruhigem Schlaf hilfreich sein. Liegt möglicherweise eine organische, psychiatrische oder durch äußere Faktoren bedingte länger anhaltende Schlafstörung vor, sollte diese unbedingt ärztlich abgeklärt und behandelt werden.
Wie schlaffördernde Phytopharmaka wirken
Die sanften Schlafmedikamente machen müde und verkürzen die Zeit bis zum Einschlafen. Sie verringern die nächtlichen Wachphasen und stellen den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus wieder her. Darüber hinaus sorgen sie dafür, dass die REM- und Tiefschlafphase in ihrer normalen Länge abläuft. Lesen Sie gerne hier mehr zu hilfreichen Tipps für eine erholsame Nachtruhe.
Inhaltsstoffe pflanzlicher Einschlafhilfen
Phytopharmaka, die bei Schlafstörungen eingesetzt werden, enthalten meist
- Hopfen
- Baldrian
- Melisse
- Lavendel
- Johanniskraut
- Passionsblume
Sie sind als Mono- und Kombinationspräparate erhältlich. Weil jedes der Mittel sein eigenes Wirkungsprofil hat, ist es ratsam, mehrere von ihnen auszuprobieren und sich für das Präparat mit der individuell besten Wirkung zu entscheiden. Außer als Tee gibt es die pflanzlichen Medikamente als Tropfen, Tabletten, Dragees und Kapseln.
Hopfen (Humulus lupulus)
Hopfenextrakt hat eine beruhigende und angstlösende Wirkung. Er wird aus den weiblichen Blütenständen (Zapfen) der Pflanze gewonnen und enthält die sedierenden Bitterstoffe Lupulon und Humulon. Diese Wirkstoffe stellen über die erhöhte Produktion des Schlafhormons Melatonin den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus wieder her. Das seit Jahrhunderten in der Naturheilkunde zur Behandlung von Schlafstörungen verwendete Mittel kommt oft in Kombination mit Baldrian oder Baldrian und Melisse zum Einsatz. Oder in Kombination mit Lavendelblüten in einem Hopfenschlafkissen. Mehr zum Thema Kräuterkissen für einen besseren Schlaf erfahren Sie hier.
Baldrian (Valeriana officinalis)
Die im ätherischen Öl der Baldrianwurzel enthaltenen Valepotriate, die Valerensäure und das Bornylacetat wirken beruhigend auf das zentrale Nervensystem. Sie können die Schlafqualität verbessern und Durchschlafprobleme verringern. Mehrere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Baldrianextrakt dieselbe Wirkung wie chemisch-pharmazeutische Schlafmittel hat. Insbesondere Baldrian und Hopfen ergänzen einander in der Wirkung optimal, wie Wissenschaftler herausfanden. Schlafprobleme sind meist Folge einer gestörten Melatonin- und Adenosin-Produktion. Baldrian bewirkt die vermehrte Freisetzung von Adenosin, das an die Adenosin A1-Rezeptoren im Gehirn andockt und so den Schlaf auslöst.
Cannabidiol (CBD)
Cannabidiol oder abgekürzt CBD heißt der im echten Hanfsamenöl vorhandene Wirkstoff. CBD-Öl wird aus den weiblichen Hanfpflanzen (Cannabis sativa L.) gewonnen und in der Naturheilkunde zur Verbesserung der Schlaftiefe, Verringerung der Einschlafzeit und Verlängerung der gesamten Schlafzeit eingesetzt. Cannabidiol kommt im CBD-Öl in Konzentrationen von 5 bis 15 Prozent vor. Hochkonzentriertes reines CBD-Öl beinhaltet beispielsweise 25 % Cannabidiol. Der Wirkstoff dockt an die Rezeptoren des körpereigenen Endocannabinoid-Systems an und kann so unter anderem den erholsamen Schlaf fördern. Patienten, die an chronischen Schmerzen leiden, wachen oft in der Nacht auf und können wegen ihrer heftigen Beschwerden nur schwer wieder einschlafen. Daher haben sie oft Durchschlafprobleme. Weil das hochkonzentrierte CBD-Öl ihre Schmerzen lindert, stellt es die ersehnte Nachtruhe wieder her. Bei Patienten mit stress- und angstbedingten Schlafstörungen zeigt sich die verbesserte Schlafqualität oft durch ein schnelleres Einschlafen nach dem Zubettgehen. Möchten Sie mehr über CBD-Öl und Schlafstörungen wissen, lesen Sie gerne unseren Artikel über CBD-Öl bei Schlafstörungen.
Melisse (Melissa officinalis)
Melisse wirkt bei starker seelischer Beanspruchung nervenstärkend und beruhigend. Für diese positiven Effekte sind insbesondere die in den Melissenblättern enthaltenen ätherischen Öle mit ihren Wirkstoffen Citronellal und Citral verantwortlich. Rosmarinsäure und mehrere Triterpene erhöhen die Anzahl der GABA-Rezeptoren im Gehirn und führen so eine entspannende Wirkung herbei.
Lavendel (Lavandula angustifolia)
Das im Lavendel enthaltene ätherische Öl beinhaltet Rosmarinsäure, Terpineol und Linalool. Es trägt zur Verringerung von Nervosität, Unruhezuständen und seelisch bedingten Einschlafproblemen bei. Patienten, die ihrer Gesundheit Gutes tun möchten, nehmen Lavendel als Tee zu sich oder geben einige Tropfen Lavendelöl in ihre Duftlampe. Um eine stärkere Wirkung zu erzielen, wendet man ihn am besten zusammen mit Baldrian an.
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Johanniskraut-Extrakt enthält Hypericin und Pseudohypericin, die stressbedingte Nervosität verringern können: Hypericin trägt zusammen mit den ebenfalls im Johanniskraut-Extrakt vorkommenden Gerbstoffen, Flavonoiden und ätherischen Ölen zur Reduzierung des Cortisolspiegels im Körper bei. In höherer Dosis zugeführt, kann der Extrakt die Tiefschlafphase verlängern, so das Ergebnis einer Doppelblindstudie. Patienten, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, sollten vor dem Kauf eines Johanniskraut-Präparats unbedingt ihren behandelnden Arzt konsultieren. Weitere medizinische Studien zum Thema finden Sie hier.
Passionsblume (Passiflora incarnata)
Das im Passionsblumenkraut vorhandene Linalool und die Terpinole wirken direkt auf die GABA-Rezeptoren der Nervenzellen ein. Sie haben beruhigende und angstlösende Eigenschaften. Der Tee aus getrockneten Passionsblumenblättern wird bereits seit Jahrhunderten in der Erfahrungsmedizin zur Behandlung von nervöser Unruhe und Schlafproblemen verwendet. Im Passionsblumen-Extrakt sind es insbesondere die Cumarine, Flavonoide und das Maltol, die die dringend benötigte Nachtruhe herbeiführen. Das Flavonoid Chrysin setzt sich auf die Benzodiazepin-Rezeptoren der Nervenzellen im Gehirn und ruft dadurch eine zentral dämpfende Reaktion hervor. Um einen noch besseren schlaffördernden Effekt zu erzielen, kombiniert man die Passionsblume mit Baldrian.