Träume haben die Menschen von jeher fasziniert – immerhin sind die im Traum erlebten Gefühle, Handlungen und Bilder oft sehr anschaulich und intensiv. Träume können aufregend, verwirrend, furchterregend, erotisch, befreiend, belastend, erfüllend und vieles mehr sein. Häufig ereilt uns dabei eine Ahnung, dass das nächtliche Geschehen eine Botschaft an das Tages-Ich sein könnte. Lange Zeit galten Träume als Nachrichten einer höheren Macht, die uns Menschen die Träume schickt. Heute verstehen wir Träume in erster Linie als Schlüssel zur Seele: einen Weg, Unbewusstes bewusst zu machen.

Sigmund Freud revolutionierte die Traumdeutung

Durch die Forschungen Sigmund Freuds (1856–1939) erlebte die Traumdeutung (Fachbegriff Oneirologie) einen deutlichen Aufschwung in ihrer Bedeutung und ihrem Ansehen. Mit seinem Buch „Traumdeutung“ revolutionierte er im Jahr 1899 die Traumforschung. Freud schätzte die Träume als eine wichtige Informationsquelle über unbewusste Vorgänge und versuchte sie methodisch zu deuten. Nach seinen Annahmen entstammen Träume dem Verborgenen, das sich über das Vehikel des Traumes einen Weg in das Bewusstsein bahnt.

Wer seine Träume ernst nimmt und ihre Botschaften zu entschlüsseln versucht, gelangt so zu einem tieferen Verständnis seiner selbst, indem er Unbewusstes ans Licht des Tages holt. Dies scheint umso wichtiger und gewinnbringender, wenn bestimmte Traumsymbole sich immer wieder wiederholen – in diesen Fällen bedrängt das Unterbewusste geradezu das Bewusstsein, sich mit bestimmten Themen auch im Wachzustand auseinanderzusetzen.

Forscher vermuten, dass nicht alle Erlebnisse tagsüber ausreichend psychisch verarbeitet werden können. Gerade traumatische Erlebnisse versuchen wir oft, aus unserem Bewusstsein zu verdrängen. Im Unbewussten lagern sie und fordern über Träume ihre Bearbeitung ein. Deshalb sollte man sich auch und gerade mit dem Inhalt von Albträumen auseinandersetzen. Oft ist dies der einzige Weg, sie loszuwerden: Indem man das Unbewusste vom Ballast befreit, unbearbeitete Themen ins Wachbewusstsein holt und dort reflektierend bearbeitet.

Im Traum ist die Logik ausgeschaltet

Im Traum hat das Bewusstsein Zugriff auf Hirnbereiche, die tagsüber weitgehend inaktiv sind, und damit auf Erinnerungen, die im Wachzustand unzugänglich sind. Das logische Denken ruht, und so werden häufig Bilder, Personen und Erinnerungen assoziativ miteinander verknüpft, die unser Wachbewusstsein nicht in Zusammenhang bringen würde. Dabei stehen Personen, von denen wir träumen, oft stellvertretend für andere. Das Traumbewusstsein agiert wie ein Regisseur, der ein Skript vor sich hat und es mit für ihn passenden Bilder und Darstellern ausstaffiert.

In ähnlicher Weise wie Träume, können – so die Theorie – auch Engelszahlen als mystische Botschaften betrachtet werden, die uns auf unserem Lebensweg leiten sollen. Besonders die Engelszahl 333 wird oft als Zeichen für Schutz und Ermutigung interpretiert. Ein tieferes Verständnis dieser Zahlen könnte eine zusätzliche Ebene der Reflexion und Deutung in unsere Traumerlebnisse einbringen, und uns dabei helfen, unsere innersten Gedanken und Gefühle besser zu verstehen. Dieser Ansatz ist natürlich etwas mehr Esoterik-geprägt, aber für manche vielleicht noch ein zusätzlicher, hilfreicher Denkanstoß.

Die Erinnerung an Träume lässt sich trainieren

Das A und O bei der Traumdeutung ist, sich überhaupt an die Träume zu erinnern. Viele Menschen sagen, sie würden nie träumen. Dem ist definitiv nicht so. Die Hirnforschung hat gezeigt, dass jeder Mensch träumt – es erinnern sich nur nicht alle Menschen daran. Die Schlafphase, in der wir träumen, nennt sich REM-Schlafphase.

Man kann aber trainieren, sich an Träume zu erinnern. Dafür nimmt man sich am Abend kurz vor dem Einschlafen fest vor, sich erinnern zu wollen. Wenn man erwacht und sich an einen Traum erinnert, sollte man ihn sofort aufschreiben. Auf dem Nachttisch sollten dafür immer Papier und Stift bereitliegen. Alternativ kann man auch eine Sprachnotiz aufzeichnen. Mit welchen Mitteln auch immer: Das sofortige Notieren ist wichtig, denn je länger wir mit den Notizen warten, desto mehr zerrinnt die Erinnerung an den Traum wie Sand zwischen unseren Fingern. Bis zum Abend bleibt dann oft nur noch ein grobes Bauchgefühl, ob der Traum eher angenehm oder eher angsteinflößend war.

Wer über einige Wochen hinweg regelmäßig seine Träume niederschreibt, wird eine erstaunliche Veränderung bemerken: Plötzlich erinnert man sich jeden Morgen an mindestens einen Traum, teilweise auch mehrere. Es ist, als ob die Träume gerne kommen, wenn man ihnen Aufmerksamkeit schenkt.

Wie funktioniert Traumdeutung?

Einige Träume sind relativ leicht zu dechiffrieren. Wenn man im Traum voll Panik vor Monstern flüchtet, so scheut man momentan möglicherweise die Auseinandersetzung mit einem Problem, das man als bedrohlich empfindet. Wer im Traum Koffer oder Taschen packt und damit nicht rechtzeitig fertig wird, steht tagsüber womöglich oft unter dem Druck, zu viele Projekte gleichzeitig laufen zu haben und sie nicht in der vorgegebenen Zeit abschließen zu können.

Auf vielen Internetseiten sind Eins-zu-eins-Übersetzungen zur Traumdeutung zu finden. Hier wird Hunderten oder Tausenden von Traumsymbolen eine mehr oder weniger feste Bedeutung zugeordnet. So soll beispielsweise ein Leuchtturm für drohendes Unheil oder eine anstehende weite Reise stehen; der Apfel wird dem Thema Liebe zugeordnet usw. Solche direkten Übersetzungen mögen manchen bei der Entschlüsselung ihrer Träume eine hilfreiche Anregung sein. Man sollte sich bei seiner Traumdeutung dadurch aber nicht eng beschränken lassen.

Bei der Traumdeutung gibt es keine „richtigen“ und „falschen“ und schon gar keine allgemeinverbindlichen Deutungen. Insofern wurde auch Sigmund Freuds Lehre weiterentwickelt, der Traumbildern feste Bedeutungen zuordnete, oft mit sexuellen Konnotationen. Heute sehen Traumforscher es eher so, dass Träume uns Anregungen liefern, uns mit bestimmten Themen reflektierend auseinanderzusetzen. Manche Deutungsversuche erzeugen einen starken Nachhall in uns und ermöglichen Einsichten in Verhaltensmuster, die wir in der Folge eventuell verändern. Andere Deutungsversuche empfinden wir als unpassend oder unstimmig – sie „sagen uns nichts“. Dann ist es lohnenswert, weiter über den Traum nachzudenken, bis wir eine Deutung gefunden haben, der das Bauchgefühl zustimmen kann. So können Träume ein interessanter Weg zur persönlichen Weiterentwicklung sein.